Geräte-Test Phono-Vorverstärker "Diamond No.36"
Die Fachzeitschrift "HÖRERLEBNIS" schreibt:
Schwäbischer Edelstein
von Norbert Dahlhausen
Es ist schon bemerkenswert: Jetzt, wo die schwarze Scheibe praktisch vom Markt ist, von einigen Remakes und Neueinspielungen (Eigenwerbung) abgesehen, erscheinen vielfach neue und ausgezeichnete Geräte, welche sich der Phonosignalaufbereitung und deren adäquater Verstärkung widmen.
Das ist in höchstem Maße erfreulich. Ermöglicht dies doch dem Musikliebhaber und Schallplatteneigner, seine Sammlung auf einem Qualitätsniveau zu hören, wie dies vor Jahren zu einem vernünftigen Preis kaum möglich war. Nicht zuletzt auch aufgrund technischer Entwicklungen im Gesamtkomplex Schallplattenabtastung und Signalaufbereitung werden akustische Ergebnisse erzielt, die den Hörer immer wieder neu in Erstaunen versetzen. Schallplattenaufnahmen erklingen bei Einsatz derartigen Equipments in einer zunehmend realistischeren, glaubwürdigeren klanglichen Komplexität. Ein Gerät, welches dies - und das darf ich schon jetzt anmerken - in hervorragendem Maße realisiert, ist der Phonovorverstärker WBE Diamond No.36.
WBE - hinter diesem Kürzel steht Walter Bret, Inhaber, Konstrukteur, Designer und Kopf von WBE-Audioelektronik in Schwieberdingen (nahe Stuttgart). WBE erstellt hochwertige Geräte im Audiobereich, aus deren "Phalanx" mir Herr Bret den Diamond No.36 zur Berichterstattung überließ und den ich Ihnen mit großem (Hör-)vergnügen vorstellen möchte.
Aufbau, mechanisch und elektrisch:
Der Diamond No.36 wird in zwei verschiedenen Versionen angeboten: In der "Normal"-Version (entspricht der vorgestellten Ausführung) mit der RIAA-Genauigkeit +/- 0,20 dB und als "STUDIO"-Version, mit einer RIAA-Genauigkeit von +/- 0,15 dB.
Das schwarze Stahlblechgehäuse mit der hochglanz-schwarzen Acrylglasfront, auf dem sich Firmenlogo und die rote Betriebs-LED finden, ruht auf vier Gummifüßen. Die Abmessungen des Gerätes mit 240mm, 133mm und 70mm (T/B/H) erlauben eine problemlose Intergration in die bestehende Gerätesammlung. Die Cincheingangs- und -ausgangsbuchsen auf der Geräterückseite, sowie die Masseklemme sind vergoldet und hochwertig ausgeführt. Anzumerken wäre die doppelte Ausführung der Eingangsbuchsen, getrennt für MC/MM.
Nach Abnahme der Gehäuseabdeckung wird die innenliegende Platine mit den darauf befindlichen Kodierschaltern (Mäuseklavier) zugänglich. Über jeweils vier Einzelschalter erfolgt dann die jeweilige Anpassung an das vorhandene Abtastsystem. Dem MC-System steht als Eingangswiderstand 100 Ohm und 150 Ohm zur Verfügung (andere Werte auf Option) Die Eingangsimpedanz der MM-Sektion beträgt übliche 47 kOhm, mit einer Kapazität von 50 Picofarad. Dieser Mindestkapazität können noch 50, 100 und 220 pF zugeschaltet werden. Werden mehrere Schalter in Stellung "on" gebracht, addieren sich die Kapazitäten. Spannungsmäßig wird der Diamond No.36 von einem ausgelagerten Netzteil versorgt. WBE rät, da der RIAA-Vorverstärker kein Ausgangsrelais besitzt (klangliche Gründe), besagtes Netzteil immer als erstes Gerät der Anlage in Betrieb zu nehmen und als letztes vom Netz zu trennen.
Auch auf die hörmäßig zu ermittelnde, richtige Position des Netzsteckers wird hingewiesen. Überhaupt gibt es hinsichtlich der Produktinformation keinen Grund zur Klage. Die Präsentation des Gerätes über die beigelegte bebilderte Broschüre läßt keine Wünsche offen. Detailliert wird sachlich und klar informiert. Sämtliche Meßwerte liegen in Schrift und Bild vor. Selbst der zur Entwicklung verwendete Meßpark wird komplett vorgestellt. Alle Meßprotokolle und individuell für jedes Gerät ermittelte Datenblätter weisen Werte aus, die jenseits von Gut und Böse liegen.
Der hier vorgestellte Phonovorverstärker hinterläßt beim Betrachter sowohl vom mechanischen und elektrischen, wie auch vom zurückhaltend-technisch orientierten Design einen hochwertigen Eindruck. Nähere Informationen zu Schaltungsdetails oder der verwendeten Bauteile bleiben für mich, zwecks möglichst unbeeinflußter Berichterstattung, außen vor.
Nach einer Verweildauer am Netz sowie einer als ausreichend empfundenen Einspielzeit habe ich das Gerät in Betrieb genommen. Gehört wurde E-Musik, Jazz und Fun, Solistisches, kleine Besetzungen (Ensemble), Orchestral- und Vokalwerke. Wie gehabt, werden zur ersten Abklärung Schallplatten gehört, bei denen der Autor aufnahmeseitig involviert war, sowie Aufzeichnunges des Marktes, welche vergleichbar erscheinen.
Erste Eindrücke: Bereits nach wenigen Takten wird klar: Dies ist ein Gerät, welches in der Lage ist, das gesamte Frequenzspektrum dynamisch linear zu verstärken. Welche Bedeutung diese Fähigkeit beinhaltet, werde ich Ihnen in der Hörberichterstattung hoffentlich vermitteln können. Im gleichen Tenor muß von einer grundsätzlichen Verbesserung der Wiedergabequalität gesprochen werden - nicht nur von tonalen Veränderungen in oder an irgendwelchen Teilbereichen des Klangbildes.
Ensembles, Soloinstrumente und Vokalisten:
Die derzeit letzte Neuproduktion in Analogtechnik vom Tonstudio Dunkel, unsere Aufnahme "Musik für Flöte und Cembalo" ist, da aufnahmetechnisch recht gut gelungen (Eigenlob, aber nachprüfbar), prädestiniert zur Abklärung des Wiedergaberealismus' gerade von Tonabnehmern und Phonopreamps. Die Instrumente, kleines zweimanualiges Cembalo und Altblockflöte, erklingen auf der Empore einer architektonisch bemerkenswerten Kölner Kirche. Die Instrumente werden durch die tragende, schöne Raumakustik der gestuft ansteigenden, bestuhlten Empore plastisch dargestellt und tonal unterstützt. Die im Nahbereich zueinander agierenden Interpreten musizieren klar und prägnant, ungemein differenziert und realitätsnah. Die Traktur, das Anreißen der Docken im Cembalo, wird in feiner und feinster Durchhörbarkeit vernommen, ohne den wohltönenden Instrumentenklang zu überlagern oder gar zu beeinträchtigen. Größe und klangliche Substanz des Cembalo bleiben sowohl im Pianissimo, als auch im Forte authentisch erhalten und erhörbar.
Die Altblockflöte bleibt in allen Lagen in ihrer Dimension, wie auch in ihrer spezifischen Tonart sowohl im Duett, als auch solistisch, zweifelsfrei mit ihrer warmen, prägnanten Klangfarbe realistisch erkennbar. Abstandsveränderungen Altflöte zu Mikrofon, bedingt durch Körperbewegungen der Künstlerin, sind genau räumlich verfolgbar. Feinste Atemgeräusche, die Luftsäule beim Anblasen, selbst das (der Leser und die Interpretin mögen verzeihen) "Brutzeln" des Speichels im Aufschnitt der Flöte, sind deutlich vernehmbar. Die Positionierungen der Instrumente im Raum wie auch zueinander sind zweifelsfrei gehörmaßig nachzuvollziehen. Die ungemein exakte, klare, komprimierungsfreie und klangfarbenstarke Übertragungseigenschaft des Diamond No.36 überzeugt bei dieser Aufnahme auf der ganzen Linie.
Eine weitere Aufzeichnung aus dem Tonstudio Dunkel führe ich mir immer wieder gerne zur Qualitätsbestimmung zu Ohren: die Auftragsproduktion "10 Jahre Musikschule Meckenheim-Rheinbach-Swisttal" von 1984 (KFS 33/8401-3). Auf dieser Platte erklingen u.a. Jazz-Combo, Holzbläser, Tasten- und Streichinstrumente. Sicher ist dies in der Gesamtkonzeption und der Interpretation nicht "Große-Welt-Musik" (um kritischen Äußerungen vorzubeugen), aber für den Tontechniker ein solider Grundstein, aussagekräftige Beurteilungen im Wiedergaberealismus zu treffen. Die Jazz-Combo, instrumentiert mit Saxophon, Klarinette, Klavier, Schlagzeug und Kontrabaß spielt sehr engagiert Werke von Youmans und Jobim. Hier bleibt, um es etwas flapsig zu formulieren, kein Auge trocken: Dynamisch, akzentuiert und breitbandig, ausgezeichnet durchhörbar und forciert erklingt die Band. Perlende Klavierläufe wechseln mit kräftigen Bläserriffs. Gruppiert, wie auch solistisch, die Instrumente verschütten sich klanglich nicht, bleiben genau positioniert, erklingen in ihren jeweiligen Größenverhältnissen, wie auch in ihrer spezifischen Klangfarbe. Keine Limitierungen sind vernehmbar, frei, federnd und mit tonalem Atem erklingt die Musik.
Eine sehr schöne Interpretation der Caroso-Komposition "Laura soave" läßt das Gitarrenensemble auf dieser LP erklingen. Hier agieren sechs Gitarren in unterschiedlicher Stimmung im Halbkreis. Die in Zweimikrophontechnik (MS, Kugel/Acht) gefertigte Aufnahme stellt hohe Ansprüche an Auflösungsvermögen, Klangfarbentreue, Differenzierung und Rauminformation. Hier bleibt der Diamond No.36 nichts schuldig - nie habe ich diese Aufnahme in solch feiner Ausgewogenheit gehört. Akustisch ist genau das Halbrund der Plazierung des ertönenden Instrumentariums nachzuvollziehen, solistisch wie auch im Plenum; von der jeweiligen Klangcharakteristik der einzelnen Gitarren geht nichts verloren - ob Anrisse, Zupfen, Korpusklänge oder verschliffene Griffe am Instrumentenhals, Störgeräusche im Raum, Fußscharren, Räuspern, Stuhlknarren etc. - alles wird in prächtiger Fülle und Genauigkeit bemerkenswert korrekt wiedergegeben: ich habe begeistert zugehört.
Ansprüche hinsichtlich der Wiedergabeeffizienz hat auch das neunköpfige Blockflötenensemble. Von der Baß- bis zur Pikkoloflöte interpretieren hier die Akteure in leichtem Halbrund. Es erklingen Werke von Britten und Marx. Anblasgeräusche, Luftschwingungen, besonders beeindruckend bei den Baßflöten, Pointiertheit und feinste Klangzeichnung bei der Pikkoloflöte. Die akustischen Größenverhältnisse der Flötendimensionen sind stimmig und homogen im Gesamtklangbild. Die einzelnen Holzblasinstrumente ertönen klangfarbenstark, wirklichkeitsnah und in ihrer spezifischen Eigendynamik klar von einander unterscheidbar. Ein absolut geschlossenes, tonales Abbild der einstigen Aufnahmesituation feiert hier wieder Urständ.
Ebenfalls beeindruckend die Vokalisten. Hier werden Lieder von Lechner und Brahms vorgetragen. Die Staffelung des Chores (mehrreihig) sowie die Aufgliederungen in Sopran, Mezzo, Alt, Tenor und Bariton sind bemerkenswert genau durchhörbar. Akustisch tragend durch den Raum unterstützt, wirkt der Chor etwas voluminöser, als er von der Kopfzahl eigentlich sein dürfte. Wissend ob dieser Eigenschaft, ist es interessant, genau das wieder akustisch nachvollziehen zu können. Einzelne Stimmen, welche dynamischer phrasieren, werden einwandfrei in der Staffelung erkannt. Verhaltene, sowie forcierte Gesangspassagen erklingen frei, unlimitiert, ohne "auseinanderzufallen", oder im Plenum kompakt und gepreßt zu wirken. Die (im wahrsten Wortsinn) Schwerelosigkeit der Gesamtwiedergabe über den Diamond No.36 überzeugt gänzlich. Die Telefunkenaufnahme 6.42 230 AS, "Ludwig Streicher spielt Bottesini", ist mittlerweile (nach meiner Information), wieder als Remake zu erhalten. Dem Autor liegt das Original von 1978 vor. Aufnahmetechnisch - bis auf eine kleine Schwäche (teilweises Instrumentenwandern) - höchst akzeptabel, überzeugt diese Aufzeichnung vor allem durch die Interpretation Streichers am Kontrabaß. (Norman Shetler begleitet am Klavier.) Der Meister am Baß spielt hier mit einer Virtuosität, die ihresgleichen sucht. Der enormen technische Spielfähigkeit, welche die Bottesinikomposition dem Kontrabassisten abverlangt, wird Streicher vollauf gerecht. Der volle, blühende Ton der "Erzgambe" und das klare Klavierspiel Shetlers im Hintergrund begeistern den Zuhörer. Keinerlei klangliche Aufdickungen, welche das Generalbaßinstrument vergrößern oder vergröbern würden, beeinträchtigen die Wiedergabe. Bis zum gerade noch vernehmbaren Flageolett oder dem Staccatospiel des Baßgeigers - der übertragene Informationsgehalt der Musik ist frappierend. Die plastische, quasi "audiovisuelle" Darstellung dieser Aufnahme über den Diamond No.36 läßt Kritik keinen Raum. Früher gehörte Unzulänglichkeiten im Wiedergabeniveau dieser LP hatte ich immer den vor- bzw. nachgeschalteten Komponenten zugeordnet, dies muß ich nun revidieren.
Größere Besetzungen und Vokalisten:
Eine bemerkenswerte Eigenproduktion ist die von Ethnomusikologen und Altamerikanisten sehr positiv bewertete Doppel-LP FSD 33/ 8512-8 von Winfried Dunkel: "Inkarunapa Churinkunapa Takinkuna" (Lieder und Tänze der Inka-Nachkommen). Diese Aufnahmen urbaner Folklore aus dem Hochland von Peru wurde von WD vor Ort (!) im Juni 1983 aufgezeichnet. Die Aufnahmen entstanden in Ayacucho, Huancayo und Cuzco mittels einer Nagra IV-S und Schoeps-Mikrophonen. Die Musiker und Sänger rekrutierten sich aus halbprofessionellen oder Laien-Ensembles.
Den ungemeinen akustische Reiz schöpft diese Aufzeichnung aus der Instrumentierung und den temperamentvoll aufspielenden Musikern. Da erklingen Charango, Tarka, Kena, Chakchas und die Wankara, mit Inbrunst gespielt, daß es einen "vom Hocker zieht". Akustisch geht keine, noch so kleine Information verloren. Ob es das eigenartige Klackern und Rascheln der Chakchas (Schweine- oder Ziegenhufe an einer Schnur) ist, die Luftströmungsgeräusche der angeblasenen Siku (Panflöten) und Kena, oder das dumpfe Pochen der doppelfelligen Röhrentrommel - der Diamond No.36 bringt es quasi live herüber. Die teilweise widrigen Umstände bezüglich der Aufnahmemodalitäten lassen sich auch akustisch nachvollziehen. Gerade diese exakt wiedergegebenen Raum- und Umfeldinformationen zeichnen ein gutes Gerät aus. Das läßt Rückschlüsse über den genauen Frequenzübertragungsverlauf und schnelle Signalverarbeitung zu. Ein akustischer Leckerbissen auf dieser LP ist u.a. die Soloaufnahme einer Harfe, welche, mit einem riesigen Resonanzkörper akustisch verstärkt, vom alten Senor Lozano gemütsbewegend gespielt, eine dynamische Größe erreicht, die jeden Zuhörer in ihren Bann zieht. Ob filigranstes Zupfen an den Saiten oder forciertes Anreißen: es ist ein klangliches Erlebnis. Insbesonders der seltsame Resonanzkasten ächzt und resoniert, daß es einem in den Ohren tönt. Hier läß es der Diamond No.36 im Wiedergaberealismus an nichts fehlen.
Eine von mir sehr geschätzte Aufnahme, die "Cantate Domino" (Proprius Musik AB, Stockholm) von ATR Mastercut Recording, setze ich auch sehr gerne zur Abklärung bezüglich der Übertragungsparameter ein. Diese Aufzeichnung stellt einige Ansprüche hinsichtlich der Tonabnehmer-Abtasteigenschaften, der Signalaufbereitung und ihrer Verstärkung.
Diese weihnachtliche Musik ist 1976 in der Oscarkirche zu Stockholm aufgezeichnet worden. Es singt der Motettenchor der Kirche und die Sopranistin M. Mellnäs. Orgelbegleitung A. Linder, Ltg. T. Nilsson. Erstaunlich ist die freie, ungepreßt wirkende, sehr breitbandige Wiedergabe der Chorstimmen und der Solovokalistin. Die Reger-Komposition "Mariae Wiegenlied", gesungen von M. Mellnäs, geht durch die besonders schöne, leichte, helle und enorm klare und akzentuierte Stimme der Sopranistin so richtig zu Herzen (der Autor darf auch 'mal schwärmen dürfen). Die Stimme bleibt von der im Hintergrund erklingenden, wohltönenden Orgel räumlich abgesetzt, deutlich und körperlich erkennbar. Mit geschlossenen Augen hörend, entzieht sich mein Abhörraum der Realität. Der Kirchenraum mit den Akteuren erscheint vor Aug' und Ohr. Der Chor, mit seiner genau verifizierbaren Staffelung der Stimmen, erschallt exzellent durchhörbar. Die Vokalisten sind mit ihren unterschiedlichen Kolorationen im Chorkomplex raumbildhaft identifizierbar. Innere, Fein- und Grob-Dynamik sind bemerkenswert. Die menschliche Stimme ist und bleibt wohl immer der aussagekräftigste Parameter bei der Qualitätsbestimmung von Komponenten hinsichtlich ihrer (näherungsweisen) originalverbundenen Wiedergabe-Realismusfähigkeit. Der Diamond No.36 schafft es, die akustische Illusion weiter zu perfektionieren.
Als eine wohlgelungene Wiederveröffentlichung darf die Decca ffss SXL 2238, "W.A. Mozart, Clarinet and Horn Concertos Nos.1 & 3" gelten (Vertrieb: Speakers Corner Records). Das Londoner Symphony Orchestra spielt hier unter der Leitung von P. Maag. Die Solisten sind G. de Peyer (Klarinette), und Barry Tuckwell (Horn). Die Aufzeichnungsdatierung benennt das Jahr 1960. Diese LP kann für sich in Anspruch nehmen, von der Aufnahmetechnik, wie auch von der Interpretation, mit eines der ausgewogensten Decca-Remakes zu sein.
Das Orchester erscheint in seinem Volumen in der akustischen Breiten- sowie Tiefenstaffelung glaubhaft erkennbar und räumlich ausgeleuchtet gegliedert. Der Solist (Klarinette wie auch Horn) ist in's Orchester integriert, er fällt nicht durch eine "gezogene" Aufnahmetechnik akustisch heraus. Er ist exakt positioniert erhörbar und erfreut als Klarinettist mit eindrucksvoller, gefühlsbetonter Intonierung (z.B. das Adagio Seite 1). Der gesamte Klangkörper des Orchesters ertönt glaubhaft real, die agierenden Instrumentalisten sind in ihrer Besetzungslinie gut erkennbar, sie verschmelzen nicht im Plenum undifferenziert, noch verschütten sich die einzelnen Gruppierungen tonal im Forte. Klangfarben bleichen nicht aus, verlieren auch im Pianissimo nichts von der individuellen akustischen Leuchtkraft. Und wieder diese Lösgelöstheit und ungemeine Breitbandigkeit des Klangbildes, bar jeglicher Anstrengungen und Ausdünnungseffekte. Diamond pur!
Funmusik:
Andreas Vollenweider wird mir verzeihen, wenn ich seine musikalischen Arrangements als Funmusik definiere. Aber die Musik macht wirklich Spaß und Freude. Seine LP "Behind the Gardens - behind the Wall - under the Tree..." (CBS 85 545), mittlerweile auch schon 15 Jahre alt, ist immer noch ein akustischer Leckerbissen und ein Musterbeispiel sehr guter tontechnischer Studioarbeit.
Es erklingen u. a. Electric Harp, Acoustic guitars, Saxophones, Synthesizer, Stimmen sowie eine erkleckliche Anzahl Percussion und Drums, eingebettet in illusionären Räumen und Hallen. Die dadurch entstehenden, oft überraschenden imaginären Tiefen- und Weitenendrücke lassen eine ungemein interssante fiktive Klangdimension entstehen, deren Anmut man sich schwer entziehen kann. Dazu das ungemein klar und präsent klingende Instrumentarium: es ist die reine Hörfreude.
Kennen Sie das unangenehme Gefühl, wenn Sie einen Metallgegenstand durch die Zähne ziehen? Jenen dann meist eintretenden Schüttelfrosteffekt? Diesen akustischen und nicht alltäglichen Reiz bietet Ihnen der (unter eben allen Umständen neutrale) Diamond No.36 live, wenn auf dieser Platte die elektrisch verstärkte Harfe erklingt. Das Anreißen der Saiten in dieser Plastizität zu vernehmen, umhüllt vom Klanggemälde der begleitenden Instrumente ist schon ein feines Hörerlebnis. Die teils stark anschwellende Dynamik im Klangprospekt wirkt nie ausgedünnt oder angestrengt. Sanftestes Antupfen diverser Percussion geht selbst im dichtesten akustischen "Getümmel" nicht unter. Alle Feinheiten und Gimmicks der Aufnahmetechnik sind einwandfrei dimensional vernehmbar. Diamond sei Dank! Es bleiben, zumindest subjektiv, keine Wünsche in Sachen Wiedergabeniveau offen.
Zusammenfassung:
Viele Phonovorverstärker haben Eigenschaften oder klangliche Identifikationsmerkmale, die sie, wenn sie in eine Abhöranlage eingeschleift werden, einwandfrei als dieses oder jenes Gerät ausweisen. Sie kennen das. Dieses Gerät läßt Musik weich und in warmen Klangfarben leuchten, jenes Gerät besticht durch seine Analytik und Klarheit in der Wiedergabe. Ein anderes läßt Stimmen in zartem Schmelz erklingen. Es sind aber meist immer nur Teilbereiche der Musik, welche zufriedenstellend gehört werden können. Selten kann ein Gerät für sich in Anspruch nehmen, in der Komplexität der Gesamtwiedergabe neutral und ohne elektroakustisches Eigenleben auf sich aufmerksam zu machen. Ein Phonovorverstärker, welcher diese Meriten in höchst kultiviertem Maße besitzt, ist der Diamond No.36 von WBE. Frappierend die unkomprimierte, breitbandige, von jeglichen Angestrengtheiten freie und klare, exakte und dynamisch Wiedergabe. Da wirkt nichts blaß oder nasal-ausgedünnt, auch nicht mit (falschem) warmem Klangmantel bedeckt. Die Instrumente behalten ihren typischen Korpus, werden weder über-, noch unterdimensioniert. Komplexeste Klangstrukturen werden akustisch durchleuchtet und homogen dargestellt. Es verblüfft die ungemein schnelle Signalverarbeitung. Tasteninstrumente haben vorbildgerechte Härte im Diskant und Volumen in den tieferen Lagen; das Nachschwingen angerissener oder angeschlagener Saiten wird realitätsnah wiedergegeben. Streichinstrumente sind von ihrer Stimmung genau voneinander unterscheidbar, der Instrumentenkörper wird weder vergrößert, noch minimalisiert. Die individuellen Klangfarben werden akustisch voll ausgeleuchtet. Percussion und Drums ertönen "knackig", plastisch und mit der nötigen Härte, nicht aufgeweicht, verdichtet oder unscharf. Die menschliche Stimme wird in allen Lagen, vom Bariton bis zum Sopran in ungemein natürlicher Plastizität, Homogenität und Durchsichtigkeit wiedergegeben. Da klingt nichts bemüht, überzogen, umwölkt oder "verschnupft". Immer wieder erstaunt die Fein- und Feinstinformation im Klangbild. Überzeugend die ausgezeichnete perspektivische Darstellungsfähigkeit. Der Diamond No.36 erstellt weder künstliche, noch mangelhafte Rauminformationen - er macht einfach nur das, was er hervorragend kann: unverfälschte Signalaufbereitung.
Ich habe noch eine Unzahl weiterer Platten aus meinem Fundus aufgelegt und könnte diesen Hörbericht in's Unendliche ausdehnen, soviel Freude hat mir das Hören mit dem Diamond No.36 bereitet. Ich kann nur jedem Interessenten raten, sich diesen Phonovorverstärker anzuhören, wobei ich mir sicher bin, Sie werden meine Hörempfindungen ungeschmälert teilen.
Ich habe mir den Diamond No.36 gekauft. Lupenreine Diamanten, besonders mit diesem ausgezeichneten Preis-Gegenwertsverhältnis, sind rar !!! ND
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