Geräte-Test Stereo-Endverstärker "Essence No.300LP"
("kleiner Bruder" und Vorgänger des jetzigen Modelles Essence No.330)
Die Fachzeitschrift "HÖRERLEBNIS" schreibt:
Hier geht's los ...
von Alexander Aschenbrunner
... sagte Walter Bret zu mir und meinte damit eine kleine Kombination aus seiner umfangreichen Produktpalette, die unter dem Markenzeichen WBE bekannt ist. Schon lange war ich neugierig auf die Produkte aus diesem Hause. Ich hatte schon so viel darüber gehört, daß ich die kleine Kombination zum Hörbericht bestellte. Nachdem der Vorverstärker bereits im Hörerlebnis beschrieben wurde, liegt der Schwerpunkt meines Berichtes nunmehr bei der Endstufe.
Meiner Meinung nach legt jeder Entwickler ein Stück seiner "Seele" in seine Geräte. Seine Philosophie spiegelt sich demnach durchgängig in seinem Programm. Um deshalb eine korrekte Einschätzung über die Endstufe abzugeben, benötigte ich die Vorstufe dazu. Ich wußte vorher nicht, wie richtig ich dabei mit meiner Vermutung liegen sollte. Für mich ist die Vorstufe ein "Wolf im Schafspelz". Ich denke, Sie werden davon irgendwann noch mal hören (lesen) können!
Bald nach meinem Telefonat mit WBE kamen zwei Pakete an. Das Auspacken ist für mich immer "wie Weihnachten bei kleinen Jungs" und so kamen zuerst die beiden Teile des Vorverstärkers - ein Gehäuse für das Netzteil, das andere Gehäuse ist der eigentliche Vorverstärker - zum Vorschein. Mein erster Gedanke war: "Das sind ja richtige Schmuckkästchen". Eine hochglänzende schwarze Acrylfront mit verchromten Schrauben und zwei wunderschön griffige, verchromte Regler. Beide Geräte werden übrigens über eine Leitung mit XLR-Stecker verbunden.
Die Endstufe ist gegenüber der Vorstufe schon ein ordentlicher Brocken: 15 Kilo Gewicht ist doch ein Wort - oder? Sofort fiel mir der riesige Kühlkörper an der Rückseite auf. Die Lautsprecherklemmen? Daumendick! Sie nehmen auch Bananenstecker auf und werden üblicherweise in der Produktion von Schweißgeräten verwendet! Die vergoldeten Messingkontakte sind selbstgedreht! Danke, keine Fragen mehr! Über die gleichfalls vergoldeten Cinchkontakte gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Äußerlich alles sehr gediegen. Natürlich macht der äußere Eindruck neugierig auf das Innere.
Mit der Endstufe habe ich begonnen. "Essence No.300 LP" heißt sie, wobei das Kürzel "LP" nicht für "Langspielplatte" steht (CD kann man nämlich auch über sie hören...), es bedeutet vielmehr "Low Power" und besagt zudem, daß dieses Teil aufrüstbar ist; davon später mehr. Denken Sie nun nicht, die LP-Version "hätte kein Schmalz auf den Rippen" - von wegen! Auch dazu mehr weiter unten.
Ein Anblick, wie weiland auf dem Paradeplatz: "Stillgestanden - richt’ euch!" Ein dicker Trafo auf Moosgummi gebettet, acht hochwertige Elkos vom Hersteller F & T, zwei Relais mit hartvergoldeten Kontakten ... der Eindruck der massiven Lautsprecheranschlüsse setzte sich auch im Inneren fort. Sehr sauber, sehr "gerade", kein Schnickschnack! Silberkabel schaffen die Verbindungen. Alles wurde sauber mit SN-Lot (hand-) verlötet. Das von WBE verwendete Lötzinn ist mit einem sehr feinen Flußmittel versetzt. Die Lötstellen sehen zwar aus wie Silberlot, in Wahrheit sind sie aber durch das verwendete Lötzinn wesentlich dauerhafter als jedes bekannte Silberlot.
Auf die Betriebssicherheit seiner Endstufe ist WBE sehr bedacht. Diverse Schutzschaltungen reagieren bei: Einschalten des Gerätes mit verzögerter Freigabe beider Lautsprecherausgänge; Auslösen einer internen Schmelzsicherung; Ausfall einer internen Betriebsspannung; Netzspannungsunterbrechung; hohen Infraschallanteilen oder Gleichspannung an einem Lautsprecherausgang und letztlich bei zu hohen Hochton-Pegeln oder Schwingen an einem Lautsprecherausgang. Alles sehr wirksame Sicherungen, um nicht nur die Lautsprecherchassis zu schützen. Die Gehäusequalität paßt zweifelsfrei zum Gesamteindruck - einwandfrei! Eine 10 mm starke Aycrylglasfront ziert das Gerät und unterstreicht damit das "edle Gewand".
Bei dem Einblick in die Vorstufe ging es ebenso weiter - freiverdrahtete, in der Mitte des Gerätes sternförmig zusammenlaufende Masseverbindungen, ebenso handgelötet wie die Endstufe. Übrigens liefert WBE alle Geräte mit fest angeschlossenen Netzkabeln aus. Dies wird mit voller Absicht gemacht - bei WBE ergibt sich nichts zufällig! Walter Bret begegnet dem (eventuellen) Netzproblem mit einer sehr gescheiten Schaltung - Punkt. Experimente mit verdrehten/verpolten Netzsteckern empfiehlt der Hersteller durchaus. Ich habe es ausprobiert - WBE hat Recht! Schreiben werde ich darüber absichtlich nichts - nur soviel: man hört den Unterschied. Ohne jeden Zweifel - hier steckt konsequente Arbeit dahinter, die zu einem ansehnlichen Ergebnis führt! Als Lieferbestandteil gehört zu jedem Gerät ein technisches Datenblatt und der "persönliche" Frequenzschrieb.
Beim Studium dieses sehr nützlichen Datenblattes fiel mir auf, daß WBE auch die Eingangswiderstandswerte des jeweiligen Gerätes bekanntgibt. So war die Wahl des passenden Verbindungskabel zwischen den beiden Verstärkern ein Kinderspiel. Wie dafür gemacht, paßte das NF-Kabel QUARTETTO von HMS. Bis auf 10 % Deckungsgleichheit bei den "ohmschen" Werten - das ließ mich neugierig werden. Ich sollte auch hier recht behalten; andere Kabel, die ich ausprobierte, verloren schlagartig. Diese Verbindung kann ich daher als Empfehlung geben, ohne mich dabei zu verbiegen - was ich ohnehin nicht machen würde.
Dies gilt ebenso für das Lautsprecherkabel. Auch hier war es ein Produkt aus dem Hause HMS. Das CAPRICCIO ist ein reinrassiges Bi-Wiring-Lautsprecherkabel mit kreuzverschalteten Litzenleitern auf einem Blindkern. Der "ohmsche Wert" ist optimal passend auf die Endstufe von WBE. Hat sich da etwas gefunden, was zusammengehört? Eindeutig ja! Auch bei den Preisen paßt es. Beides absolut darstellbar in dieser Kette.
So, jetzt aber ran!
Walter Bret meinte in einem Gespräch, daß seine Geräte nicht aufstellungskritisch seien. Bei der Vorstufe teile ich seine Meinung, bei der Endstufe hat eine Granitplatte Gutes getan. Das Klangbild geriet deutlich detailreicher, ohne dabei hart zu werden. Ich habe die Endstufe einfach auf die Granitplatte gestellt. Darunter der Teppich - fertig! Alles wurde verkabelt und dann freute ich mich auf das Hören. Nachdem der Einschalter auf der linken unteren Seite der Endstufe gefunden war, glommen die beiden roten LED-Dioden wunderschön zurückhaltend in Rubinrot; die rechte signalisiert "Gerät eingeschaltet", die linke dokumentiert den Status "beide Kanäle freigegeben". Ein sanftes "Klick" war zu vernehmen - und schon war sie bereit. Der Höreindruck des kalten Gerätes war schon gut. Nach der Warmlaufphase machte es dann aber erst richtig Spaß. Ich habe daher die beiden Geräte ca. vier Tage lang am Netz temperiert und erst dann "hineingehört". Ein sehr stabiles Klangbild erfüllte den Raum. Und - diese Ruhe! Ein Ausschwingen der Musik habe ich selten so konzentriert wahrgenommen, wie bei dieser Anlage. Das ist in dieser Preisklasse ohnehin selten.
Eine sehr schöne Ortung der einzelnen Instrumente waren zudem ebenso selbstverständlich - gleichermaßen wie: "Sänger kommen mitten aus dem tiefen Raum". Diese Komplexität mit einer Leichtigkeit, nein: eher Selbstverständlichkeit - das hat mich positiv angesprochen! Beeindruckt von den ersten Tönen wurde es dann ein LP-Wechsel-dich-Spielchen, bei dem mich jede einzelne LP fesselte. Gehört habe ich u.a. Patricia Barber - Nightclub, Quincy Jones - Plays Hip Hits (beide von ALTO vertrieben), Ella Fitzgerald - sings the Cole Porter song book (VERVE), Gulda Live (Preiser Records) sowie Hans Thessink - call me. Abgesehen von Preiser allesamt 180-Gramm-LPs. Also nur die feinen Sachen. Die etwas dünneren Platten kamen von TOTO IV (der rote Klassiker) YES, Al di Meola und von Ulla Meinecke. Tracy Chapman darf ebenso wenig fehlen wie Chris Rea - the road to hell. Ob ich auch CDs gehört habe? Ja! Aber die auch noch aufzählen? Soviel sei erwähnt - nur wirklich gut aufgenommene habe ich gehört. Nein, jetzt kommt keine weitere Aufzählung mehr. Ich soll ja kein Inhaltsverzeichnis meiner Musiksammlung wiedergeben, sondern über die "kleine" WBE-Endstufe berichten. Das klein bezieht sich hierbei lediglich auf die Leistungsangabe. Wobei dies natürlich immer relativ sein wird und von vielen Faktoren abhängig ist. Ich habe es einmal mit 100 Dezibel im Raum probiert, no problem, es ging wunderbar. Manchmal muß man es auch krachen lassen. Die Geräte wurden bei dieser Orgie gerade einmal handwarm.
Der Clou bei der Endstufe ist ihre Aufrüstfähigkeit. Heute heißt es nicht nur in neubajuwarisch: "Upgrading". Damit sind alle zukünftige Gedanken - wie verbessere ich meine Anlage usw. - auf ein einziges Gerät zusammengeschrumpft. Hierzu will ich Ihnen einmal folgendes, ja, nicht unübliches, Szenario verdeutlichen. Nehmen wir einmal an, Sie verfügen über ein Budget von ca. 6000 Euro für die Verstärkerelektronik und wünschen sich ein handwerklich erstklassig verarbeitetes und natürlich mindestens ebenso "klingendes" Gerät. Wünschenswert wäre auch noch eine Entwicklungsfähigkeit nach oben.
Ganz ehrlich, der Markt bietet da eine breite Auswahl. Einige Wenige, darunter auch WBE, denken an die Zukunft und bauen die Gehäuse gleich so, daß sie innerlich jederzeit aufrüstbar sind. Ein ganz erheblicher Vorteil dabei ist, daß Sie Ihr Gerät zu WBE senden und dieses auch selbstredend wieder erhalten, natürlich wieder mit voller Garantie. Dies können Sie absolut lässig angehen. Die erste, weitere Ausbaustufe kostet ca. 600 Euro fürs Material, zzgl. Arbeitszeit, und nennt sich "ESSENCE No.300". Alle Auf- und Nachrüstungen können nur beim Hersteller selbst durchgeführt werden - setzen Sie sich im Bedarfsfalle daher unbedingt mit Herrn Bret in Verbindung. Zurück zum Preis der Aufrüstung: Ein, wie ich meine, absolut fairer Betrag für das, was man geboten bekommt. Was sich ändert? Probieren Sie es! Wo wird es enden? Vermutlich am Ende der Ausbaumöglichkeiten der ESSENCE No.300 LP - das ist dann die WBE -Stereo-Röhren-Mosfet-Endstufe namens FUSION No.400. Die werde ich mir bei Gelegenheit einmal näher anhören oder besser gesagt: "reinziehen" und dies in Verbindung mit der kleinen Vorstufe!
Ein weiterer Aspekt ist hier überhaupt noch nicht angesprochen worden. Ich spreche von einem liebend’ Weib: "Ich habe nichts anzuziehen und Du kaufst neue HiFi-Geräte", oder der mindestens ebenso häufig zu hörende Satz: "Muß es schon wieder was Neues sein"?, sind ja bekanntlich Aussagen, mit denen jeder verheiratete HiFi-Fan unweigerlich irgendwann einmal konfrontiert wird - oder bereits wurde.
Wenn Sie sich für die Endstufe ESSENCE No.300 LP von WBE entscheiden, entfallen diese Argumente völlig - denn Sie geben ihr Gerät ja lediglich regelmäßig (also zweimal) zum Kundendienst oder Service und danach ist es besser als neu. Das "leuchtet" doch ein, oder? Daß dies ohnehin viel sparsamer ist, als das ständige Gerätetauschen, muß ich zur Vollständigkeit noch erwähnen und so dient dieses (frei nach Ludwig Filser: ich schreibe mit Absicht langsam, weil ich weiß, daß Du nicht schnell lesen kannst) Kaufentscheidungsargumentationshilfe-Notlügeninstrumentarium (tolles Wort, gell?) definitiv als letztes Mittel.
Ein weiteres Argument spricht ebenfalls für den Hersteller. Natürlich gibt es auch Gebrauchtgeräte von WBE, allerdings nicht immer bei WBE, sondern zumeist bei den WBE-Händlern. Herr Bret ist aber jedem Interessenten bei der Vermittlung unentgeltlich behilflich. Das nenne ich Kundenservice!
Vielleicht haben Sie es gemerkt? Ich bin ein Fan der kleinen und feinen schwäbischen HiFi-Manufaktur WBE geworden. Ich werde selbige deshalb vorsorglich schon einmal auf meinen eigenen "Drogenindex" setzen. Vorsicht - sage niemand, er wäre nicht gewarnt worden! WBE kann süchtig machen! AA
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