FFF-Design und k(l)eine Experimente
von Alexander Aschenbrunner
Der Kettengedanke ist nicht gerade eine neue Idee, nein, er erscheint nur heute wichtiger als je zuvor. Verwirrt von vielen "Testsiegern" und der daraus resultierenden Hoffnung, mit dem Kauf eines solchen Gerätes endlich dem "HiFi-Gral" ein Stück näherzukommen, müssen immer wieder viele HiFi-Freunde ihr persönliches Waterloo wegstecken. Im schlimmsten Fall ist der folgende Frust so groß, daß sie sich ein anderes Hobby suchen. Stop!
Wenn Sie glauben, daß wir Hörerlebnis-Redakteure immer alles (besser) wissen und sowieso niemals Fehler bei der Auswahl unserer HiFi-Komponenten machen, irren Sie. Jeder von uns hat seinen eigenen (HiFi-Leidens-)Weg hinter sich. Wir bieten Ihnen mit der uns gegebenen Möglichkeit (Verlagsleitung und Chefredaktion sei Dank), über die positiven Klangerlebnisse zu berichten, lediglich eine Hilfestellung, einen Anstoß gewissermaßen. Die Entscheidung für das eine oder andere Gerät zu fällen, obliegt allerdings immer noch Ihnen. Sicher können Sie jedoch sein, daß wir stets bemüht sind, unsere Erfahrungen offen weiterzugeben. Was mich betrifft, so ist meine Suche immer auf ehrliche Gerätschaften im klassischen "High Fidelity"-Sinne konzentriert. Auf den letzten modischen Schnickschnack lege ich keinen Wert - gerne "spiele" ich aber auch mal mit den Geräten. Natürlich muß dabei die Preiswürdigkeit der Teile gegeben sein. Machen Sie sich doch nur den "Spaß" (...es wird wohl eher keiner...), alles zusammenzuzählen, was Sie für dieses Hobby schon ausgegeben haben. Sehen Sie: Genau das habe ich auch hinter mir. So, nun isses aber genug mit "Aschenbrunners Erzählungen". Warum ich die vor diesen Bericht gesetzt habe, werden Sie bald merken.
Zum Thema: Kette
Haben Sie nicht schon längst die Nase voll vom ständigen Wechsel innerhalb der Geräteausstattung? Eigentlich ist es schon eine alte Kamelle, aber immer wieder sind die Kettenbeschreibungen diejenigen, die (mir) am meisten Spaß machen. Die Erklärung hierfür liegt vielleicht an der ganzheitlichen Kombination, die einem präsentiert wird. Womit wir schon dabei sind: In diesem Bericht habe ich die Freude und gleichzeitig die Ehre, Ihnen die derzeit kleinste "Box" aus dem Hause WBE, genannt "Junior Witch", in einer Erstbeschreibung vorzustellen. Der Name ist nicht zufällig gewählt. Die "Sand-Hexen" (Sand Witch No.24) von Walter Bret sind bekannt dafür, daß sie in ihrer Musikwiedergabe sehr schnell sind. Allerdings muß ich in diesem Fall sofort mit dem Begriff "Box" aufräumen. Ich empfinde ihn hier als schlichtweg abwertend und in Bezug auf den Hersteller ist er noch dazu unpassend. Der Begriff "Tonmöbel" trifft die Sachlage wesentlich besser. Erstens werden die Gehäuse nicht (wie so oft) in der Großserie hergestellt, sondern auf Bestellung in Handarbeit, nach Kundenspezifikation mit dem gewünschten Furnier - und zweitens wird der hauseigene Grundsatz "keine Kompromisse" (wie bei jedem Produkt von WBE, das ich kenne) konsequent umgesetzt. So ist es nicht verwunderlich, wenn das kleinste Tonmöbel aus diesem Haus trotz der geringen Größe mit 35 Kilogramm Gewicht auftritt. Ist da Gußeisen drin? Nein, immer noch Holz. Allerdings mit viel "Gehirnschmalz" verbunden umgesetzt. Roman Fritz, der Meister des Holzes, ist bei WBE dafür verantwortlich, daß die für die Elektronik geltenden sehr hohen Maßstäbe auch im Lautsprecherbau Anwendung finden. Zufällig spielt er, so wie Walter Bret, ein Musikinstrument - und ebenso zufällig hat auch Herr Fritz ein sehr kritisches Ohr, das eventuelle Gehäuseresonanzen sofort wahrnimmt. Vor diesem Hintergrund erstaunt die insgesamt zwölf Zentimeter (!) starke Rückwand der Junior Witch No.6 schon weniger. Die im Hause WBE übliche Sandwich-Bauweise wurde selbstredend auch bei diesem kleinen Lautsprecher in Form eines extrem resonanzarmen, aus unterschiedlichen Holzmaterialien bestehenden und insgesamt 3-schichtigen Gehäuses kompromißlos umgesetzt. Die schlußendlichen Furnier- und Lackierarbeiten sind schlichtweg perfekt ausgeführt. Hier ist der Begriff "handwerkliche Perfektion" endlich einmal zu hundert Prozent angemessen. Der Kunde hat die Wahl zwischen strukturell exotischen Hölzern und den herkömmlichen, einfachen Furnieren. Die Fasen werden nach Kundenwunsch ausgeführt und damit besitzt jeder Käufer sein persönliches Unikat.
Die Frequenzweiche wurde in einem schwingungs- und druckentkoppelten eigenen Fach untergebracht. Deren Bauteile bestehen u.a. aus engtolerierten Metalloxid-Widerständen und hochpräzisen MKP-Kondensatoren. Die hochbelastbaren, verzerrungsarmen Luftspulen seien zur Vollständigkeit noch erwähnt. Das rückseitige Anschlußterminal enthält die von den WBE-Endstufen her bekannten vergoldeten und daumendicken 100-Ampere-(Schweißgeräte)-Schraubklemmen. Hier stimmt der Begriff "Klemme" tatsächlich. Das jedem Lautsprecher beiliegende Meßprotokoll des Frequenzganges wurde durch das von uns beauftragte Meßlabor zur Gänze bestätigt. Demnach ist der Junior Witch ein extrem linearer Frequenzgang und Phasenverlauf ebenso ins Heft geschrieben, wie die ausgezeichnete Sprungantwort, verbunden mit einem optimierten Gruppenlaufzeitverhalten. Ich habe die Junior-"Hexe" zuerst beim Hersteller gehört und war sehr erstaunt über ihr Können. Einem so extrem klangneutralen und dabei immer feinzeichnenden 2-Wege-Standlautsprecher begegnet man nicht alle Tage. Daß seine Bässe sehr präzise und dabei für seine Größe erstaunlich tief hinabreichend sind, verblüfft umso mehr eingedenk der Tatsache, daß hier lediglich ein 15 Zentimeter im Durchmesser aufweisendes, von Seas (aus der high-endigen Excel-Serie) stammendes, Mitteltiefton-Chassis arbeitet. Wie bei allen WBE-Witches üblich, kommt auch hier eine ultrasteife Magnesium-Membran zum Einsatz. Die meist sehr schwierige Mittenwiedergabe ist wunderschön durchsichtig und die Höhen sind mit "detailreich und hochauflösend" umfassend geschildert. Der Hochtöner stammt ebenfalls von Seas. Es ist ein ferrofluidfreies Exemplar, d.h. er besitzt keine mechanisch dämpfende Flüssigkeit im Magnetspalt. Daß sich das Hörerlebnis in einem exakten Timing mit Live-Charakter, verbunden mit realistischer Raumabbildung in Tiefe und Breite darstellt, ist im Ergebnis eigentlich bereits logisch. Schließlich hat Walter Bret diesen Lautsprecher an seiner eigenen WBE-Anlage (die Vollausstattung mit Doppel-Röhren-Monos - den Fusion No.700 -, der großen Vorstufe, etc.) konzipiert und optimiert.
Ruck-zuck verschwanden zwei der klingenden Möbel in meinem Kofferraum. Geschwind eilte mein treues Mobil mit mir nach Hause und sofort wurden die Lautsprecher an ihre dort schon wartende WBE-Familie mit HMS-Kabeln angeschlossen. Nicht einmal "richtig" ausgerichtet, lediglich "grob über den Daumen gepeilt" hingestellt, legten sie schon los. Erst Tage später habe ich die Lautsprecher exakt ausgerichtet. Dies ging ganz schnell und lässig. Ich mußte sie aufgrund der z.Z. vorherrschenden Enge (bei uns Redakteuren steht halt einiges herum) fast an die Seitenwand meines Hörraumes stellen. Stark eingewinkelt und damit die Baßreflexröhre an die Wand abstrahlend. Kein Problem. Ich habe bisher selten einen so aufstellungsunkritischen Lautsprecher angetroffen wie diesen. Spikes und/oder andere Entkopplungshilfen benötigt man nicht. Alle "Witches" stehen auf den Kanten ihrer Bodenplatten - aus akustischen Gründen (Abstrahlwinkel und Gruppenlaufzeit) leicht nach hinten geneigt, entkoppelt und trotzdem wackelfrei. Ich erwähnte bereits das entwicklerseitig eingesetzte Gehirnschmalz? Im Klangfadenkreuz, ca. einen Meter vor dem Hörplatz sich überschneidend, habe ich dann eine beeindruckende Vorführung erlebt. Eine breite, tiefgestaffelte und dabei klar strukturierte Bühne tat sich vor mir auf. Selbst in meinem, für diesen kleinen Lautsprecher eigentlich zu großen, Hörraum stellte sich ein unmittelbares Spaßgefühl ein. Ich denke, daß ein Hörraum um die 20 qm genau richtig für die Junior-Witch ist. Meine Vermutung wurde mir in einem Gespräch mit Walter Bret bestätigt. So ist dieser 2-Wegerich für die durchschnittliche deutsche Hörstube wie geschaffen, ohne daß er mit dem vorhandenen Mobiliar in Konkurrenz tritt. Damit dürfte der "Frauenakzeptanzfaktor" ebenfalls gegeben sein. HiFi-Freundes Herz - was begehrest Du mehr?
Die Verstärkung ...
wird von der Essence No.300 übernommen. Es ist die etwas potentere Version der von mir (siehe HE 38) bereits beschriebenen Essence No.300 LP. Mittlerweile sind alle diese auf dem Markt befindlichen Endstufen von ihren Besitzern zur Essence No.300 aufgerüstet worden und Walter Bret hat aufgrund dieser Erfahrung die kleinere Version vom Markt genommen. In Anbetracht des moderaten Aufpreises von ehemals 600,- DM zur 300er eine Entscheidung, die ich für vernünftig halte - die Essence No.300 ist eindeutig schneller, deutlich kontrollierter und damit besser. Aufmerksame Leser wissen, daß aber damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Die nächsthöhere Aufrüstung tauft die Essence No.300 in die Fusion No.400 um, indem ihr meine geliebten Röhren in den Signalweg eingepflanzt werden. Schon mit der hier beschriebenen Halbleiterendstufe rüttelt Walter Bret allerdings heftig an meinem bestehenden Röhrenweltbild. Eine derart schnelle, detailreiche, sehr räumliche und dabei trotzdem immer musikalisch natürlich-warm bleibende Musikwiedergabe war ich bisher von einem Transistor nicht gewohnt. Ein magnetisch geschirmter und vergossener 500VA-Ringkerntrafo, der zur Vermeidung von Brummschleifen mit galvanisch getrennten Wicklungen für den linken und rechten Kanal versehen ist, nimmt nicht nur den Baß fest an die Hand, sondern sorgt insgesamt für ein kontrolliertes Klanggeschehen. Alle Endstufen von WBE sind für ihre Standfestigkeit bekannt. Während viele andere Endstufen spätestens dann zu schwingen beginnen, wenn man z.B. hochkapazitive Lautsprecherkabel einsteckt, aber vergißt, die Lautsprecher selbst anzuschließen, läßt dies (wie ein Versuch zeigte) die WBEs völlig kalt. Es passiert einfach nichts. Ich konnte dies nicht glauben und habe es mehrmals ausprobiert. Walter Bret lachte nur, als ich es ihm erzählte, und bemerkte: "... es ist halt so". Die Gehäuse der Endstufen sind im übrigen immer gleich groß, mit einer Ausnahme und die nennt sich Lilliput No.26 (siehe HE 25). Die Unterschiede sind also nur im Inneren zu erkennen - und Reinschauen lohnt sich...
... erst recht bei der Vorstufe.
Die Purist No.48 wurde ebenfalls schon in der HE vorgestellt (Nr. 19). Inzwischen sind über zwanzig Ausgaben (also mehr als fünf Jahre) vergangen und dieses Gerät hat in letzter Zeit eine "Generalüberholung" erhalten. Ich habe das Glück, beide Versionen zu kennen und kann mich bei der jüngsten Inkarnation (ohne Übertreibung!) fast nicht mehr zurückhalten. Sie hat einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Gerade in ihrer Musikreproduktion ist sie schnell, ja, für einen Halbleiter sogar sehr schnell geworden. Das Platinenlayout wurde kompromißlos auf kürzeste Signalwege optimiert. Mit Silberdraht frei verkabelte, vergoldete und massive Cinchbuchsen im Eingangs- und Ausgangsbereich passen zum edlen Gesamterscheinungsbild. Eine in der Mitte der Platine sternförmig zusammengefaßte, freiverdrahtete Masse sorgt für eine elektrisch einwandfreie Grundstimmung. Zudem stammt z.B. der Drehschalter für die Eingangswahl aus der Meßgerätetechnik (d.h., es handelt sich um Profianforderungen entsprechende Technik). Das Lautstärkepotentiometer ist eine High-Grade-Version (sie besitzt die geringstmögliche Toleranz) von Alps.
Die verwendeten Eingangswiderstände sind maximal auf 100 Kiloohm ausgelegt. Änderungen zu kleineren Werten sind allerdings möglich. Mir gefiel die Einstellung auf 75 Kiloohm am besten und so blieb sie bei zwei von drei Eingängen auch. Begründen kann man so etwas nicht, hier hat der "Bauch" gesprochen (serienmäßig sind zwei Eingänge mit 100 Kiloohm und einer mit 50 Kiloohm bestückt).
Ebenfalls neu sind die schwingungsdämpfenden und hochglanzpolierten Chromfüße, die, obwohl sehr teuer, gleich noch Einzug in die gesamte Elektronikmodellpalette von WBE gehalten haben. Die beiden Drehschalter sind ebenfalls verchromt und besitzen in ihrer Geometrie ein eine hervorragende Anfaßqualität. Aufgrund ihrer optischen Eleganz fügen sie sich stilvoll ins Erscheinungsbild. Alles sieht sehr edel aus und der Schein trügt hier nicht. Er wird zum Sein. Zusätzlich gibt es nun optional gegen Aufpreis eine Lautstärkefernbedienung, die über einen frei programmierbaren Geber verfügt, der bis zu acht Geräte verwalten kann. Wer so etwas braucht, muß dafür extra zahlen. Ich kann darauf verzichten. Der Preis für dieses Vorverstärker-Schmuckstück in Höhe von knapp 1.200 Euro ist erstaunlich - erstaunlich gering. Zeigt er doch auf, daß es Schätze auf dem HiFi-Markt, wenn auch vereinzelt, doch noch gibt. Ehrlich gesagt, kenne ich derzeit keine andere Halbleitervorstufe in dieser Perfektion zu diesem Preis. Das ausgelagerte Netzteil spielt hierbei sicherlich eine entscheidende Rolle. Über die Möglichkeit, es gleich doppelt (also für die Phonostufe und die Vorstufe gleichzeitig) zu nutzen (Sonderwunsch)*, habe ich bereits in meinem Bericht über die Phonovorstufe Diamond No.36 Studio (HE 42) geschrieben. Plötzlich kann die Planung einer Neuanschaffung der Phonovor- und eigentlichen Vorstufe sehr konkrete Formen annehmen. Wo sonst können Sie sich ein Netzteil (als Extra für den Phonoverstärker für 370,- Euro zu erwerben), ohne zwei galvanisch streng getrennte Stromkreise zu verlieren, sparen? Die dabei entstehenden kurzen Kabelverbindungswege sind sicherlich auch nicht schädlich, nein: unbedingt günstiger. Und so können Sie das gesparte Geld für Kabellängen und Netzteil gleich in die höherwertige NF-Verbindungen stecken. Diese kommen bei mir traditionell aus dem Hause HMS. Ich habe viele ausprobiert. Keines der bisher von mir verwendeten Kabel erreichte die Neutralität der Kabel aus Leverkusen - gerade in Verbindung mit den WBE-Geräten, denen ist nämlich ebenfalls die Neutralität in die Wiege gelegt worden. Glauben Sie mir: WBE mit HMS angeschlossen/verbunden - das geht richtig gut. Ende der Kabeldiskussion. Vor- und Endstufe habe ich mit dem NF-Kabel HMS Quartetto verbunden, der Stereometer für ca. 300 Euro. Eine sehr harmonisches Zusammenwirken der Geräte, ohne jegliche Verluste im gesamten Frequenzbereich, war die Folge.
Bei den Lautsprecherkabeln macht diese kleine WBE-Kombination nicht einmal vor dem Ausnahmelautsprecherkabel HMS Gran Finale MK II halt. Als ob ihr dieses Kabel gerade recht käme, so spielte die Anlage auf (kein Wunder: Wie ich später erfuhr, wurde der Lautsprecher genau mit diesem Kabel entwickelt). In Anbetracht der Preisklasse des Lautsprecherkabels ist dieses Experiment eigentlich ziemlich verrückt, das gebe ich schon zu. Aber hier zeigen sich exemplarisch und eindringlich die Qualitäten der verwendeten Komponenten auf - und damit lassen sich solche Experimente rechtfertigen. Mein Tip zur Vernunft: Nehmen Sie ein "kleineres" HMS-Kabel. Ein HMS "In Concerto MK II" erweist sich bereits als ganz hervorragender Spielpartner. Ich kenne einige Leute, die damit seit Jahren glücklich und zufrieden Musik hören. Die Stereoleitung in 2 Meter Länge kostet rund 800,- Euro. Das sieht im ersten Moment teuer aus, doch denken Sie nur mal an das gesparte (370 Euro-) Netzteil ... und schon ist die Geschichte wieder relativiert. Übrigens entfällt bei WBE die Diskussion um Netzkabel. Der Grund hierfür liegt in den fest angebrachten Netzkabeln der Geräte und einer sehr ausgeklügelten Netzteilschaltung. Hier gibt es also keine Experimente. Außer, und das wird seitens des Herstellers auch ausdrücklich empfohlen, Sie drehen mal die Stecker in der Steckdose und hören den Unterschied. Ansonsten war's das. Immer getreulich dem WBE-Firmenmotto folgend: "Keine Kompromisse!" und damit verbunden auch keine weiteren Geldausgaben.
Noch schnell ein paar Worte zur Aufstellung der Geräte. WBE baut selbst Racks, deren Grundlage immer Holz auf Quarzsand ist. So habe ich die Vorverstärkersektion, mit Netzteil und Phono, auf eine 6cm starke Birken-Multiplexplatte gestellt, die Endstufe ruht auf einer 2cm starken Granitplatte, direkt auf den Teppichboden, womit dieses bis dato freie Fach in meinem Rack auch sinnvoll ausgefüllt war. Alles ist unkompliziert zu handhaben, so wie die Geräte selbst. Walter Bret gibt für seine Elektronik eine Einlaufzeit von 100 Stunden an. Diese Zeit kann man beschleunigen, indem man im Dauerbetrieb zwischendurch immer wieder stundenweise Ausschaltzeiten einlegt. Nach Beendigung der Einspielzeit ist den Geräten keine Veränderung mehr anzumerken. Sie klingen quasi aus dem Kaltstart heraus schon so gut, wie manch andere HiFi-Geräte erst nach stundenlangen Dauerbetrieb.
Was höre ich?
Coralie Clément "salle des pas perdus", eine von EMI Music France produzierte LP, erscheint mir als Prüfstein sehr geeignet. Die auf der Platte vorhandenen Musikinstrumente, wie Violon und Violoncello, Kontrabaß, Alt- und Tenorsaxophon, viel Percussion, Gitarre und Trompete, ebenso wie Flöte und natürlich die wunderschön "ans Herz gehende" Stimme von Coralie münden in ein außergewöhnlich berückendes Klangereignis. Die Aufnahmequalität ist derart gut, daß ich beim Abspielen den Eindruck habe, die Anlage "springe mich förmlich an", so präsent werden die Klänge projeziert. Hinsichtlich Authentizität und räumlicher Darstellung gibt es keinerlei Kritikpunkte anzubringen. Die mädchenhaft gehauchte Stimme bannt und fordert den Hörer auf, die ganze Schallplatte zu hören. Die dabei nie eintönig wird. So werden bei "ces matins d`été" die vorherrschenden Sambaklänge untermauert mit einer ganz leicht schwebenden Trompete. Das Stück "le dernier train" ist etwas für Freunde des gezupften 4-Saiters. Laurent Vernerey musiziert hier auf einem alten, geigenförmigen E-Baß (Paul McCartney spielte zu seiner Beatles-Zeit einen solchen), der über einen Resonanzkörper verfügt. Für einen E-Baß ist dies eher untypisch. Bei dieser recht seltenen Bauart werden die Klangvorteile eines Kontrabasses (Resonanzkörper) mit Elektronik verstärkt. In diesem Fall sicherlich in einem deutlich kleineren Rahmen, aber trotzdem sind die klaren Klangstrukturen deutlich vernehmbar. Ich habe die LP ausnahmsweise einmal bewußt leise gehört (laut kann ja schließlich jeder...). Gerade hierbei wird die leichte Swing-Stimmung der Platte wunderschön dargeboten. Die glaubwürdige Darstellung der Zigeunerjazzklänge bei "l´ombre et la lumiére" unterstreicht die Vielseitigkeit der Sängerin und ihrer Begleitmusiker.
Die bei DaCapo in Fürth erhältliche Scheibe ist allein schon aufgrund der hervorragenden Aufnahmetechnik ein Muß für Musikliebhaber, auch wenn deren Interessenschwerpunkt nicht unbedingt auf Chansons liegt. Aber gerade die Annäherung an für mich neue Musikrichtungen empfinde ich bei diesem Hobby als so faszinierend. Dazu eine gute Flasche Wein - das nennt man heute "Lifestyle". Früher hieß das schlicht Lebensart oder "stilvolle Entspannung" - und das ist es für mich auch heute noch.
Klassik ist die nächste Klanghürde, die es zu nehmen gilt. "Aida" von Guiseppe Verdi, am 24. Dezember 1871 in Kairo uraufgeführt, in einer aus dem Jahre 1972 von Teldec in Vinyl gepreßten Fassung mit dem Chor und Orchester des Opernhauses Rom, von Georg Solti meisterhaft dirigiert. Diese Oper gehört zweifelsfrei zu den inspiriertesten Werken Verdis. Sie verbindet die Fülle und die Ursprünglichkeit der künstlerisch-melodischen Erfindungsgabe der Opern "Rigoletto", "Der Troubadour" und "La Traviata" mit der kompositorischen Meisterschaft und Instrumentationskunst, die sich in den Spätwerken "Othello" und "Falstaff" dokumentieren. Zeitgenossen Verdis glaubten in diesem Werk den Einfluß Richard Wagners zu erkennen. Beschäftigte sich doch Verdi gerade zu dieser Zeit mit "Lohengrin". Bezüge zur Kunst Wagners bestehen allerdings nur insofern, als Maestro Verdi in "Aida" den Fragen der Instrumentierung größere Sorgfalt als in früheren Werken angedeihen läßt. Verdi verbindet in dieser Komposition Elemente der italienischen Belcanto-Oper mit solchen der großen Oper in einer genialen Synthese. Im Gegensatz zu Wagners Musikdramen wird das Orchester zur Begleitung der Gesangspartien nie symphonisch eingesetzt: Die menschliche Stimme wird in keiner Weise eingeschränkt. Und so höre ich schmetternde Posaunen, großorchestrale Klänge mit mächtigem und strahlendem Chorgesang, durchwachsen mit Arien der dargestellten Personen: Aida, Amneris, Radames und Amonasro. Zugegeben: keine leichte Kost, die ich der WBE-Kombi vorsetze, aber ich will es ja ganz genau wissen. Schließlich sind wir hier doch nicht im sprichwörtlichen Mädchenpensionat! Bei derart komplexer Musik kommt es für jede Anlage zum Schwur. Stimmt etwas nicht - und sei es auch nur das kleinste Detail - dann wird dies bei komplexer Musik eher hörbar als bei leichtem akustischem "Gezupfe". Aber ich zolle dieser kleinen Kette meinen Respekt. Sie präsentiert mir jedwede gegebene musikalische Kost - auch diese - flüssig, gleichzeitig dynamisch anspringend und dabei nicht minder wuchtig.
Fazit:
Es mag sicherlich Menschen geben, denen meine "WBE-Verliebtheit", gelinde gesagt, "auf den Senkel geht". Jene mögen mir die Bemerkung gestatten, daß ich, um es nett auszudrücken, damit leben kann und muß - in dem Wissen, es niemals allen rechtmachen zu können. Ich schätze an Walter Bret seine Analysefähigkeit ebenso wie seine ehrliche und unkomplizierte Art, auf den Punkt zu kommen. Mag sein, daß dies an unserem gemeinsamen Sternzeichen und einer darin begründeten Seelenverwandtschaft liegt (...wenn man denn daran glaubt...), oder einfach daran, daß ich in ihm einen (lange gesuchten) Elektronikhersteller gefunden habe, der im wesentlichen mein entsprechendes musikalisches Verständnis aufweist. Über die grundlegenden Elemente von HiFi-Gerätschaften, d.h. wie eben diese beschaffen sein sollten, herrscht bei uns klares Einvernehmen. Wenn Walter Bret etwas macht, dann ganz. Halbe Sachen gibt es nicht. Daraus folgt die Tatsache, daß der Käufer eines WBE-Gerätes nie (da alle update-fähig sind), wie so oft anderweitig, in einer HiFi-Sackgasse landet. Ich nenne dies Service und daraus resultiert schlußendlich auch Kundenzufriedenheit. Manche Leute haben damit ihre Probleme und suchen, von einer unerklärbaren Unruhe getrieben, immer weiter. Nun - dann sind sie für WBE (noch) nicht reif... Zu dem Erwerb der hier beschriebenen Kette darf ich dagegen jedem Besitzer sofort einen Glückwunsch aussprechen, denn dann ist er, frei nach Vaya Con Dios, bei der Erkenntnis "the changing years are over" angelangt. Wenn Sie des Experimentierens überdrüssig sind, paßt diese Aussage genauso gut wie in dem Fall, daß Sie (so wie ich) weitere kleine Versuche machen und erleben wollen. Übrigens vertragen sich alle WBE-Geräte mit sämtlichen mir bekannten anderen HiFi-Gerätschaften. Jedoch - in der hauseigenen Kettenkombination ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Der Preis der einzelnen Komponenten ist jeweils äußerst günstig. Mehr noch - das Preis-Leistungsverhältnis ist in einem heute sehr selten gewordenen, extrem verbraucherfreundlichen Bereich angesiedelt.
Über das Design kann ich nur sagen, daß es mir sehr entgegenkommt. Ich schätze dieses "FFF-Design" (FirleFanzFreies Design) sehr. Bleibt doch WBE damit im Erscheinungsbild zeitlos und trotzdem innen immer bereit für kleine Experimente, oder auch einfach nur: "up to date". AA
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