Geräte-Test Line-Vorverstärker "Purist No.48"

Die Fachzeitschrift "HÖRERLEBNIS" schreibt:

 
   

Hit 'em hard, Walter !

von Axel Sarnitz

Nun ist es passiert. Die Situation, vor der ich mich schon länger gefürchtet habe, ist eingetreten. Mir fehlt eine passende Einleitung. Vielleicht ist es am einfachsten, ich schildere Ihnen einmal, wie ich zu dem hier zu besprechenden Gerät gekommen bin, denn die fehlende Einleitung ist Indikator für eine Unvoreingenommenheit, die für Sie als Leser bestimmt interessant ist.
Vor kurzem habe ich - ganz privat - mit einem audiophilen Zwerglautsprecher mit schlechtem Wirkungsgrad experimentieren wollen, was sich als wenig vergnüglich herausstellte. Wie in der Vergangenheit schon öfter fehlte meinen Albarry's die hierfür nötige "Puste". Ich sprach in dieser Zeit mit einem Kollegen, erzählte von meinem Frust und davon, daß ich Lust hätte, mal etwas über eine wirklich kräftige Endstufe zu schreiben, aber nicht diese überall schon zigmal durchgekauten amerikanischen Dinger. Ein paar Tage später gab er mir unter Bezug auf unser Gespräch die Telefonnummer einer schwäbischen Firma mit Namen WBE (wer?), von der ich noch nichts gehört hatte. Was ich eingangs als Chance bezeichnet habe, resultiert hieraus. Ich habe noch keinen Beitrag für das HEF geschrieben, bei dem ich so unvoreingenommen war, was Sie an dem großen Fragezeichen bezüglich einer Einleitung ablesen können.

Der weitere Weg ist kurz beschrieben. Ich habe Walter Bret - Inhaber, Entwickler und Namensgeber von WBE in Personalunion - angerufen, Informationen über die Geräte bekommen und die Vorstufe, sowie Netzfilter zur Endstufe gleich mitgeordert (ich konnte nicht widerstehen!). Leider hatten Walter Bret und ich dann terminliche Schwierigkeiten mit dem Erfolg, daß die Geräte hier erst recht knapp vor dem Abgabetermin angekommen sind. Mir bleibt einfach nicht mehr die Zeit, die Endstufen zu beschreiben. Ich werde dies im nächsten Heft nachholen. Für diejenigen, die die Spannung bis dahin nicht mehr aushalten, kann ich ja schon mal verraten, daß sie wirklich gut klingen und toll zu den Aerial Lautsprechern passen. Und um Ihre Neugierde zum Höhepunkt zu bringen, erwähne ich noch ganz nebenbei, daß sich die Überschrift eigentlich auf die Endstufen bezieht. Aber bitte nicht weiterblättern - nach der Lektüre dieses Textes wird hoffentlich klar sein, daß man die Überschrift auf die bedauernswerte WBE-Konkurrenz übertragen kann, weshalb ich sie schmunzelnd beibehalten habe.

Wenn es auf dem Markt lediglich ein Produkt gäbe, für das die Bezeichnung "puristisch" zu rechtfertigen wäre, ich würde mich für die WBE-Vorstufe entscheiden. Laut eigener Aussage hat Walter Bret bei der Konstruktion dieses Gerätes in erster Linie zwei Ziele verfolgt: Die Vorstufe sollte kompromißlos auf einen günstigen Preis und kürzeste Signalwege hin optimiert werden. Ich denke, für ein in Deutschland gefertigtes Gerät trifft die Bezeichnung günstig grundsätzlich erstmal zu. Die Abmessungen, sowie ein Blick ins Innere des Gerätes zeigen, daß auch das Ziel kürzester Signalwege recht gut erreicht wurde.
Die Realisierung dieser beiden Hauptziele erforderte dennoch Kompromisse und zwar an anderer Stelle. In erster Linie betrifft dies den Komfort. Das Gerät bietet die Möglichkeit, die Lautstärke zu regulieren, drei Line Eingänge ohne Tape Monitor Schleife, sowie zwei Paar Ausgänge zum Ansteuern der Endstufen. Das war's. In der Tat reduziert diese Maßnahme Kosten und hält das Schaltungslayout einfach. Walter Bret konstruiert gerade eine "große" Vorstufe, die den hier fehlenden Komfort bieten wird. Dabei ist das Ziel, die Klangqualität der Purist No.48 zu erhalten. Sie sollten sich also gut überlegen, ob Sie den Komfortunfug wirklich brauchen, zumal es auch für das hier vorgestellte Gerät diverse Erweiterungen z.B. durch Fernbedienung im Angebot von WBE gibt. Damit geht allerdings ein Teil des Vorteils der kurzen Signalwege verloren, denn so ohne weiteres läßt sich in ein so kompaktes Design kein Motorpoti einbauen.

Der zweite Kompromiß betrifft die verwandten Bauteile. Innerhalb des gesteckten Budgets muß der Aufwand begrenzt bleiben. Walter Bret greift daher auf Operationsverstärker zurück, hauptsächlich von Burr Brown und Analog Devices, deren Produkte anerkanntermaßen zu den am besten klingenden gehören. In der Purist Vorstufe werkelt in Form des OPA 627 von Burr Brown auch ein alter Bekannter. Nach Aussage von WB ein wirklich hervorragender Vielbeiner, wenn man nur einige Tricks kennt, um ihn richtig zu beschalten. So soll er z.B. überaus unangenehm auf Schwankungen im Versorgungsstrom reagieren, was Sorgfalt bei der Stabilisierung der Eingangsspannung verlangt.
Mit dem bisherigen Wissen ausgestattet dürfte klar sein, daß viel Innenleben nicht die Primärtugend des Vorverstärkers ist, der auch in der Tat sehr übersichtlich geriet.

Zur Stromversorgung verwendet WB ein ausgelagertes (Kraft-)Netzteil mit 50VA-Ringkerntrafo. Hier bietet sich ein Vergleich zu meiner Naim/Shahinian Besprechung (die Sie an anderer Stelle dieses Heftes finden) an. Naim speist die Vorstufe mit unglaublichen 300VA! Das für die Purist No.48 verwandte Netzteil bietet WB z.B. auch für seine Phonovorstufe als Aufrüstoption an. Soweit dieser kleine wertfrei gemeinte Vergleich.

Ich möchte mich nicht weiter zu technischen Details auslassen, denn mit dem Verweis auf die kompetent beschalteten OPA 627 ist das Wesentlichste gesagt. Daß WB ordentliche Buchsen verwendet, ist selbstverständlich; ebensowenig dürften Poti und Umschalter von Alps verwundern. Die Masse im Gerät ist sternförmig geführt, das Netzteil sauber abgepuffert, die Bauteile von guter Qualität. Der ausgelagerte Ringkerntrafo ist vergossen und durch MU Metall abgeschirmt. Zu jedem Gerät bekommen Sie noch zwei Meßschriebe geliefert, die Ihnen den maximalen Gleichlauffehler des Potis, sowie Frequenzgang einerseits anzeigen und andererseits das Klirrspektrum (Meßschrieb Klirrspektrum auf Kundenwunsch)*. An letzterem können Sie ablesen, daß WB versucht hat, die unharmonischeren dritten Verzerrungen zu minimieren und dafür etwas mehr K2 in Kauf nimmt, womit das Klirrspektrum weniger an Transistor- als vielmehr an Röhrengeräte erinnert. Allerdings liegen die maximalen Verzerrungen bei 0,0007%, also dicht an der Meßbarkeitsgrenze.

Ihnen sollte diese unkommentierte Aufzählung als Quintessence verdeutlichen, daß WB Teile verwendet, die auch in teureren, aber eher seltener in preiswerteren Komponenten Verwendung finden. Der Aufbau ist sehr durchdacht, was Sie auch daran erkennen können, daß WB keine Metallachsen verwendet, sondern Fiberglas. Die Metallachsen könnten zu einem unerwünschten Massepotential zwischen Gehäuse und der Platine führen, was unter Umständen die Vorteile der sternförmig geführten Masse wieder konterkariert. Das Netzteil bietet übrigens (auf Sonderwunsch)* zwei Ausgänge. Auf diese Weise können Sie neben der Purist No.48 auch noch die von meinem Kollegen ND besprochene externe Phonostufe anschließen und über dies gemeinsame Netzteil speisen, was Kosten spart.

Gibt es denn keine Kritik? Doch natürlich. Doch muß ich auch meine Kritik kritisch sehen, da WB diese Probleme auch schon länger bekannt sind, er aber noch keine befriedigende Alternativlösung gefunden hat. In erster Linie finde ich die durch die Frontplatten gedrehten Befestigungsschrauben nicht schön, was sich aber wegen der Acrylplatte nur schlecht ändern läßt. Der zweite Kritikpunkt ist die Länge des Verbindungskabels zwischen Vorstufe und Netzteil, das ich schlicht etwas zu kurz finde. Hierzu meinte WB allerdings, daß eine veränderte Länge klangliche Änderungen bringen würde; mit der vorhandenen Länge sei das Gerät entwickelt worden. Sollten Sie eine andere Länge brauchen, ist dies für WB kein Problem, Sie müßten allerdings bereit sein, eine kleine klangliche Veränderung in Kauf zu nehmen. Sollten Ihnen die Schrauben nicht gefallen, ist es möglich, die Geräte mit angeklebter Frontplatte zu bekommen, wobei hier nicht klar ist, wie sich ein Epoxydkleber im Zeitverlauf entwickelt. Außer diesen Punkten habe ich diesmal nichts zu bemängeln. Ich muß auch zugeben, daß meine Kritiklust immer preisabhängig ist. Sollte ich mir jemals eine - sagen wir - Vorstufe für 20.000 € ins Haus stellen, dann muß die bestimmt nicht nur klingen, sondern für die Ewigkeit gebaut sein, hervorragend aussehen und eine Fernbedienung will ich auch. Für 2.000 € hingegen freue ich mich in erster Linie über guten Klang, einfach weil er in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist. Ist er für 20.000 € auch nicht? Das stimmt natürlich, aber ich denke, bezüglich der Vehemenz, mit der man guten Klang erwartet, gibt es dann doch Unterschiede. Übrigens gefällt mir an der Kleinen von WBE auch der geringe Platzbedarf sehr gut.

Kommentar 

Um die Purist auszuloten, bot sich meine Audioanalyse Vorstufe geradezu an. Sie hat ähnlich wie die WBE auf viel Ausstattung verzichtet, wie z.B. Phono MM und MC. Vor einigen Jahren hat sie 3.300 € gekostet. Nach Abzug der Kosten für die zusätzliche Ausstattung dürfte der Vergleich ein durchaus fairer sein. Abgehört habe ich zunächst über die WBE Monos, die Aerial 7, meinen Well Tempered und die Tessendorf Phonovorstufe. Als Verkabelung habe ich durchgängig Straight Wire Virtuoso eingesetzt, sowohl im NF- als auch im LS Bereich.

Ich hatte wenig Lust auf audiophile Klangwunder und habe daher mit normaler Kost begonnen. Das erste Beispiel ist das Titelstück von Cath Carroll's "true crime motel" LP. Sofort auffällig war die von meiner C900 produzierte Luft zwischen den Instrumenten und der Stimme, aber auch den Instrumenten untereinander. Das Klangbild wirkte viel offener und die imaginäre Klangbühne viel größer. Nach kurzer Zeit war es aber mit der Freude hierüber vorbei. Kurz nachdem die Stimme eingesetzt hatte, fiel auf, daß Cath viel zu klein dargeboten wurde und sehr weit im Hintergrund stand; sie wirkte im Vergleich zu den restlichen Instrumenten geradezu bedeutungslos. Erstaunlich, das war mir bislang an der Aufnahme noch nie aufgefallen und ich vermutete deshalb, daß es sich um einen Fehler handeln muß. Diese Kombination erzeugte auch eine ganze Menge Bass, der aber doch zu dick war und vor allem im Bereich um schätzungsweise 80 - 100 Hertz verstärkt auftrat. Ich habe dann auf die WBE Vorstufe umgeschaltet. Die meisten der gerade beschriebenen Probleme verschwanden auch sogleich wieder. Die Darbietung wartete mit mehr Tiefenstaffelung, einem kompakteren aber in sich deutlich logischeren Klangbild auf, das auch nicht diese seltsame Verschiebung innerhalb des Klangbildes zeigte. Der Bass war im oberen Bereich deutlich straffer und nicht so aufgebläht, die Stimme nicht so unbedeutend, stand mehr im Vordergrund und hatte folgerichtig auch mehr Volumen. Letztlich war auch die gesamte Plazierung der Instrumentierung stimmiger und logischer.

Um die Beschreibung fortzusetzen, habe ich Barry Adamsons "the sweetest embrace" von "Oedipus Schmoedipus" gewählt. Da das Stück einige im Studio veränderte Instrumente enthält, habe ich mich in erster Linie auf die Stimme konzentriert. Für diese galt fast das Gleiche wie für Cath Carroll, daher fasse ich mich kurz. Mit C900 war Barry's Stimme wiederum zu klein, die imaginäre Bühne war dafür allerding riesengroß. Besonders störend empfand ich, daß einige Zwischenräume auf dieser Riesenbühne scheinbar ohne Musik waren. Zusätzlich war die Stimme nicht so schwarz. Allerdings ist mir trotz dieser Mängel wieder klar geworden, warum ich mich damals für die Audioanalyse entschieden habe - sie hatte einen merkwürdigen "magic touch", den Liebhaber alten Röhren nachsagen. Natürlich war mein "magic touch" nicht gar so dramatisch wie das, was einige Röhrenliebhaber zu hören glauben (macht es beim Flohhusten einen Unterschied, ob die Flöhe Schnupfen haben oder nicht?), aber er machte eine Menge Spaß aus und ist doch so unendlich schwer zu beschreiben. In der Stimme lag meiner Meinung nach sehr viel Gefühl, etwas mehr Sensibilität, leise angesetzte Töne schienen sich vorsichtiger auszubreiten, mehr auf die Bedüfnisse des Hörers einzugehen. Die WBE Vorstufe war unabhängig davon in allen anderen Bereichen überlegen. Sie lieferte, wie schon oben beschrieben, das stimmigere, kompaktere Klangbild und veränderte die Stimme weniger.

Kommen wir nun zu "Lluvia Suave" von der Strunz & Farah LP "Misterio". Bei diesem Instrumentalstück spielt Strunz über den linken und Farah über den rechten Kanal Gitarre. Ich gebe zu, langsam fing das, was ich über meine C900 hörte, an zu nerven. Die imaginäre Bühne war kollosal groß, es hörte sich an, als wäre die Aufnahme in einer Turnhalle gemacht worden, was natürlich Unsinn ist. Sehr erfreulich war, daß die Lautsprecher völlig verschwanden. Allerdings stand der liebe Strunz so weit neben dem rechten Lautsprecher, daß er quasi den Raum schon verlassen hatte. Wäre Sommer gewesen, hätte er bei der Gelegenheit gleich ein paar Kirschen im Garten pflücken können. Besonders auffällig waren im Vergleich zur WBE wieder diese ausgedünnten unteren Mitten und der inhaltslose Raum zwischen den Lautsprechern. Die WBE war in erster Linie viel homogener, genaugenommen machte sie alles besser. Die einzige Ausnahme war das oben schon erwähnte Ausschwingen, das meine C900 etwas involvierender gestalten konnte.

Aber was nun? Ungläubig blickt Mann (ich!) auf diese kleinen, technisch aussehenden Kistchen und kann es kaum glauben. Sollte sich meine Geheimtipvorstufe von zwei trickreich beschalteten OPA 627 aufs Kreuz legen lassen? Wie bitter....
Etwas Kopfkratzen brauchte die Einsicht, daß es einfach eine unglückliche Paarung sein könnte, die ich da betrieb. Schließlich hat WB die Purist mit seinen Monoblöcken entwickelt. Zudem hatte er berichtet, mit Straight Wire zu entwickeln. Ein Quercheck mußte Klärung bringen. Nun ergab sich allerdings ein weiteres Problem. Meine Albarry haben auch für die Aerial etwas wenig Leistung. Ich habe sie dennoch benutzt. Da sie unabhängig von der Vorstufe zu wenig Leistung haben, handelt es sich um einen systematischen Fehler, der die Ergebnisse wahrscheinlich nicht in entscheidungsrelevantem Umfange verändert.

Nur macht es wenig Sinn sehr dynamische Musik zu hören, so daß ich diesen Hördurchgang noch kurz mit den WBE Monos abgehakt habe (Decca Reissue von Griegs "Peer Gynt"). Dabei konnte ich keine nennenswerten Vorteile zwischen den beiden Vorstufen ausmachen. An einer eher wirkungsgradschwachen Box wie der Aerial scheint die Leistung der Endstufe ausschlaggebender zu sein und eher zu begrenzen.

Von den vielen Stücken, die ich von nun an gehört habe, scheint mir Mary Black mit "trying to get the balance right" von der hervorragenden "by the time it gets dark" LP besonders geeignet, die Unterschiede zu verdeutlichen. Ich möchte das Gesamtergebnis schon andeuten: als Urteil würde ich ein Remis aussprechen wollen, was für die WBE ein fantastisches Urteil ist, bedenkt man den Preisunterschied. Welches Gerät Sie favorisieren, scheint mir in erster Linie geschmacksabhängig zu sein. Ich sollte so selbstkritisch sein anzumerken, daß ich mit der Audioanalyse/Albarry Kombination schon länger höre und sie mittlerweile sehr gut kenne.
So schaffte die C900 wieder einen großen, ungemein luftigen Raum der allerdings nicht diese seltsame Überdimensionierung aufwies, wie in Kombination mit den WBE Endstufen. Sie öffnete den Raum weit über die Ränder der Lautsprecher hinaus, wohingegen die WBE insgesamt etwas kleiner zeichnete und sich daher eher im Raum bis zu den Lautsprechern mit ihrer Darstellung bewegte. Dafür konnte sie den Raum besser mit Musik ausfüllen, wirkte insgesamt realistischer. Beide Geräte konnten mit einer vergleichbaren Klangfarbenvielfalt aufwarten; ein positiver Punkt, den ich bei der C900 sehr schätze und der mich auch an der WBE begeistern konnte. Die oben kritisierten Punkte der C900/WBE Kombination waren nicht mehr zu attestieren, womit die C900 ihren "magic touch" Vorteil deutlicher nutzen konnte, als bisher. Die WBE hingegen präsentierte die Stimme Mary's etwas voller, obwohl ein wenig zischeliger. Die WBE packte auch besser zu, präsentierte die Gitarre etwas zwingender, mit straffer gespannten Saiten, wenngleich diese Unterschiede nicht sehr gravierend waren. Gleiches galt auch für das Klavier.
Mit dem Stichwort Klavier läßt sich gut eine abschließende Klassikprobe einleiten. Ich habe allerdings kein Klavier, sondern Violine gehört. Das Beispiel ist Christian Ferras auf EMI ASD 278 mit Tchaikovsky's Violinenkonzert in D. Im Grunde bestätigte sich mein bislang gewonnener Eindruck erneut. Die WBE ließ das Soloinstrument greifbarer im Raum stehen, zeichnete Konturen etwas korrekter, verfolgte den Weg des Bogens genauer nach. Ungeachtet dessen wirkte sie nicht undifferenziert oder als würde sie zu wenig ausleuchten. Das Instrument hatte überdies einen vollen Körper. Ich habe den bisherigen C900 Ausführungen wenig hinzuzufügen und begnüge mich mit dem Verweis auf die obigen Aussagen.

Ich möchte die Ergebnisse zusammenfassen: 


Die WBE Vorstufe ist sehr ausgewogen und stimmig. Tendenziell liegt sie auf der warmen Seite, mit wenigen unharmonischen Verzerrungen. Sie stellt das Klanggeschehen im Vergleich zu ihrem direkten Kontrahenten C900 etwas kompakter, aber gleichzeitig auch zwingender dar. Dabei kann sie mit einer faszinierenden Menge an Klangfarben aufwarten und öffnet den Raum auch in die dritte Dimension, vorausgesetzt, die restliche Kette kann dies überhaupt darbieten. Bezüglich dynamischer Fähigkeiten ist es mir nicht gelungen, Defizite auszumachen. Obendrein addieren sich zu diesem rundherum überzeugenden Klanggeschehen noch eine sorgsame Verarbeitung, gute Teilequalität und ein deutscher Hersteller, der ein sehr offenes Ohr für die Wünsche seiner Kunden hat. Ganz nebenbei ist das Ganze noch platzsparend, bietet die Möglichkeit, eine Phonovorstufe am gleichen Netzteil zu betreiben und ist preislich - nach meinem Wissensstand - ohne Konkurrenz.

Ich bemühe mich meistens, Geräte zu finden und vorzustellen, die für ihr Geld Außergewöhnliches leisten und trotzdem finanziell noch im Rahmen bleiben, wobei gerade dies naturgemäß hochgradig subjektiv ist. Ich denke mit der WBE Vorstufe ist mir dies gelungen - was rede ich da eigentlich für einen Unfug? Die Vorstufe ist nicht nur preiswert, sondern ein Hit fürs Geld. Wie schön wäre Musikhören, gäbe es nur solche positiven Geräte. Wieviel Ohren kann ich denn jetzt vergeben?
Keines, denn ich habe nämlich nur zwei, von denen ich mich nicht trennen mag. Ich kann lediglich meinen Glückwunsch nach Schwieberdingen schicken - für eine der gelungensten Einzelkomponenten, die mir seit langer Zeit begegnet sind. Dieses Gerät hat das Kaliber, wieder mehr Menschen für Hifi und Musik zu begeistern. Denn es zeigt, daß unglaublich viel Musik auch ohne absurde Preise und verspinnerte Gimmicks möglich ist. Great job, Walter !  AJ 

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